An die Jugend

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
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Lisa
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Beitragvon Lisa » 28.04.2006, 19:28

An die Jugend

Ja, von klein auf.
Von klein auf

kühlte sein Wasser uns
Forellenjägern die Füße

reihte sich unser Lachen
in sein Glucksen ein

pfiffen wir seinen Schilf
und teilten seinen Strom.

Aber nur du erschwammst
die fernen Böschungen
dieses uferlosen Flusses.

Ja, von klein auf.
Und nun niemals wieder.



geändert nach Louisas Vorschlägen



-----
Erste Fassung:


Jugend, oder: Fluss ohne Ufer

Ja, von klein auf.
Von klein auf

kühlte sein Wasser uns
Forellenjägern die Füße

reihte sich unser Lachen
in sein Glucksen ein.

pfiffen wir seinen Schilf
und teilten seinen Strom.

Aber nur du erschwammst
seine ferne Böschung.

Ja, von klein auf.
Und nun niemals wieder.
Zuletzt geändert von Lisa am 01.05.2006, 22:23, insgesamt 3-mal geändert.

woitek

Beitragvon woitek » 28.04.2006, 20:15

Liebe Lisa,

eine schöne Kindheitserinnerung hast du uns hier geschenkt. O:)

Doch ich entdecke eine kleine logische Schwäche. Warst du schon mal an einem Fluss, wo man bis zu Knie im Wasser auf Forellenjagd geht. Diese Flüsse sind meist sehr schmal und flach. Man kann sie eher als Bach bezeichnen. Das passt dann zu deinem Schwimmbild, und der das andere Ufer erreichenden Person, weniger.

Der Schluss deines Textes verschließt sich mir noch einwenig. Hänge da noch in den Seilen.
Ich werde mal andere Kommentare abwarten.

Sagte ich schon, dass mir der Text gefällt? :grin:

Liebe Grüße
Woitek

Herby

Beitragvon Herby » 28.04.2006, 21:16

Liebe Lisa,

habe deinen Text gerne gelesen, nur was den Schluss betrifft, geht's mir wie woitek. Da rätsele ich auch noch.

Und bei dem Vers

pfiffen wir seinen Schilf

hänge ich sprachlich noch fest. Fehlt da ein Wort bzw. eine Präposition? :-s

Liebe Grüße
Herby

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 28.04.2006, 21:55

Hallo Lisa

Mir gefällt das Gedicht. Die Idee, die Jugend im Spielen und Treiben am Wasser darzustellen, halte ich für sehr gut. Wir haben früher nur Stichlinge gefangen (und anschließend wieder freigelassen), keine Forellen. Daher weiß ich nicht, ob Woitek Recht hat. Seine Argumentation klingt aber schon schlüssig.
Der letzte Satz rundet das Gedicht ab.

Gerne gelesen

Jürgen

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 29.04.2006, 09:50

Hallo,

danke für eure Hinweise!
bei uns gab es einen Fluss, die Haaren, die an manchen Stellen so seicht war, dass man die stehenden Forellen in der Strömung beobachten konnte. Trotzdem musste man in der Mitte des Flusses mehrere Meter schwimmen., wollte man ans andere Ufer. Gefangen haben wir auch nur Stichlinge (und auch wieder frei gelassen), wenn überhaupt. Forellen gefällt mir vom Klang her natürlich besser. Ist es wirklich so ein logischer Stolperstein? Flüsse können vorübergehend doch auch so schmale Stelle haben, dass sie Bach ähnlichen Charakter haben und es gibt an den Rändern auch flache Gebiete...


woitek: Der Schluss sollte durch Gurkes Kommentar vielleicht etwas deutlicher werden? Es geht um die Jugend...

wir pfiffen seinen Schilf...man kann doch auf Schilf pfeifen, seinen Blättern, so wie man auf Hafer/Gersteblättern´/Gras pfeifen kann. pfiffen seinen Schilf ist dann eine mir erlaubte literarische Adaption O:)

Max

Beitragvon Max » 30.04.2006, 11:59

Liebe Lisa,

das Gedicht gefällt mir immer besser, je öfter ich es lese. Zunächst habe ich beim Lesen bei der doppelten Eröffnungszeile gestockt, doch nun ergibt sie mir (zusammen mit der Wiederaufnahme in der letzten Strophe) einen Klang, den ich von Dir noch nicht gelesen habe: eine fast osteuropäisches Verknüpfen von Natur und eigener Geschichte (ich denke an Skacel).

Danke :smile:
Max

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Beitragvon Lisa » 30.04.2006, 12:25

Hallo,

danke für eure Kritik :grin:
Ich glaube allerdings, dass die eigentliche "Idee" des Gedichts noch nicht erkannt wurde (was an meinem Gedicht zu liegen scheint). Oder hat jemand einen Bezug zu "Fluss ohne Ufer" und dem Geschehen in dem Gedicht gesehen?

H.... :shock: :idea: :razz:

Lisa

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.05.2006, 16:57

Hallo Lisa!
Ein schönes Gedicht, dass einen wehmütig an die eigene Kindheit zurückdenken lässt (das hört sich an, als ob ich schon mit einem Fuß im Grabe stehe-)

Ich frage mich aber noch wer mit "Du" gemeint ist. Der Fluss selbst ? Die Jugend selbst ? Eine Person ?

-Dann würde ich vielleicht auch die Verbindung verstehen von der Du erzählt hast.

Ich kann nur wiederholen, wie sehr mir Deine unkonventionelle Wortwahl gefällt !

Ach ja, sowohl Lutz erzählt mir gerade auf seiner CD (Tit-tel vergessen), als auch mein heimischer Computer (...) von diesem berühmten, klassischen Gedicht:

http://freiburger-anthologie.ub.uni-freiburg.de/fa/fa.pl?cmd=gedichte&sub=show&noheader=1&add=&id=895

Angelnde Grüße, louisa

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Beitragvon Lisa » 01.05.2006, 17:14

Hallo,

also die eigentliche Idee kommt wohl nicht zum tragen. Mit dem Du ist die Jugend (~als eine Art Spielkamerad) gemeint. Der Angelpuinkt sollte sein, dass diese an einem Fluss ohne Ufer es eals einzige vermag ans andere Ufer zu schwimmen (das es ja nicht gibt). Danach kommt nie wieder eine Zeit mit solchen Mut und solcher Unbeschwertheit.

Aber der Fluss ohne Ufer ist woghl eher "untergegangen" :sad: :-$ .

Ich denke, ich muss es noch ändern, damit das klarer wird, oder?

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.05.2006, 17:57

Das war ja eine meiner Auswahlmöglichkeiten. Aber vielleicht wäre es noch deutlicher, wenn du es direkt in das Gedicht einbaust.

LG, louisa

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Beitragvon Lisa » 01.05.2006, 20:02

Hm,

es steht dick und fett im Titel :grin:

Die Jugend möchte ich nicht noch einmal zusätzlich explizit nennen, da sie es zwar ist, aber im Moment des Gedichts eben eine Person ist.

Vielleicht sollte ich das fern umwandeln, damit deutlicher wird, dass es keine fernen Böschungen gibt.

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.05.2006, 21:50

Hallo Lisa.

man könnte auch einen "uferlosen Fluss" hineindichten und das Gedicht "An die Jugend nennen"-

Dann wüsste wahrscheinlich jeder bescheid, oder ?

Und: Mir gefällt der Anfang, dieses "Ja, von klein auf..." übrigens sehr, sehr gut!

Sehr schön, wirklich!

LG, Louisa

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Beitragvon Lisa » 01.05.2006, 22:22

Liebe Louisa,

deine Hinweise fand ich großartig! §blumen§ Ganz ernsthaft!

Wird es so deutlicher?

Louisa

Beitragvon Louisa » 01.05.2006, 22:43

Es ist vollbracht ! Gelungene Endfassung !

Wann erscheint der Gedichtband ?

LG, louisa


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