unleserlich
seine schrift
so sehr
er sich
bemühte und
fuhr über
die linien
im heft
sie waren
keine hilfe
die note
die schlechte
in schönschrift
unvermeidlich
gegeben
von der frau
ihre signatur
auf dem
zeugnis
ein strich
heute
malt er
eigene
buchstaben
sie
sind
schön
anders er dacht
Erste Strophe ursprünglich:
unleserlich
seine schrift
so sehr
er sich
bemühte
hässlich
füllten sie
die linien
im heft
sie waren
keine hilfe
Änderungen nach Hinweisen von Lisa und Gerda
Er schreibt jetzt schön
Lieber Gurke,
du schreibst oft über die Eigenheiten von einzelnen Menschen, die es schwer haben, sich vorgegebenen gesellschaftlichen Strukturen zu behaupten (der Linie folgen) und arbeitest heraus, dass das eigene einen Wert hat, der über der Konvention sein Recht hat - das finde ich im Zusammenhang mit dem Monatsthema "Identität" eine wichtige Perspektive.
Scön auch der Verweis auf die Unterschrift der Lehrerin, die in ihrer Strichform einerseits ironisch anmutet in Bezug auf die an den Schüler gestellten Anforderungen (selbst nicht erfüllt), zum anderen auf das unindividuelle von ihr hindeutet, weil sie der Linie folgt, dem auch der Schüler folgen soll.
Am schönsten finde ich die Leerstelle, ob sich die Schrift des lyr. Ers denn überhaupt "objektiv" verändert hat oder ob er sie eben nur jetzt durch seine eigenen Augen betrachten kann.
Du könntest den Text eigentlich nach seiner Pointe (den letzten zwei Zeilen benennen, oder? Schreibschrift finde ich etwas langweilig? Ich habe auch schon ein paar Mal überlegt, ob deine Texte so eng gesetzt werden müssen - gerade weil das lyr. Er am Ende befreit ist, frage ich mich hier zusätzlich, ob das schmale Format nicht dem Inhalt fast etwas widerspricht?
Liebe Grüße,
Lisa
du schreibst oft über die Eigenheiten von einzelnen Menschen, die es schwer haben, sich vorgegebenen gesellschaftlichen Strukturen zu behaupten (der Linie folgen) und arbeitest heraus, dass das eigene einen Wert hat, der über der Konvention sein Recht hat - das finde ich im Zusammenhang mit dem Monatsthema "Identität" eine wichtige Perspektive.
Scön auch der Verweis auf die Unterschrift der Lehrerin, die in ihrer Strichform einerseits ironisch anmutet in Bezug auf die an den Schüler gestellten Anforderungen (selbst nicht erfüllt), zum anderen auf das unindividuelle von ihr hindeutet, weil sie der Linie folgt, dem auch der Schüler folgen soll.
Am schönsten finde ich die Leerstelle, ob sich die Schrift des lyr. Ers denn überhaupt "objektiv" verändert hat oder ob er sie eben nur jetzt durch seine eigenen Augen betrachten kann.
Du könntest den Text eigentlich nach seiner Pointe (den letzten zwei Zeilen benennen, oder? Schreibschrift finde ich etwas langweilig? Ich habe auch schon ein paar Mal überlegt, ob deine Texte so eng gesetzt werden müssen - gerade weil das lyr. Er am Ende befreit ist, frage ich mich hier zusätzlich, ob das schmale Format nicht dem Inhalt fast etwas widerspricht?
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Hallo Lisa,
Danke Dir für die Beschäftigung mit dem Text.
Der Titel ist in der Tat fantasielos. Das stimmt leider. Aber ich glaube, ich nehme zuviel vorweg, wenn ich den letzten Satz (der sich ja auf die Buchstaben bezieht) als Titel nähme. Ich denke in Richtung "Heute schreibt er schön", das klingt aber stark nach Sedaris. Mal sehen, ob mir noch eine Alternative einfällt.
Zu der Setzung. Mit Deinem Gedanken gibst Du mir einen völlig neuen Gesichtspunkt, über den ich erstmal nachdenken muß. Habe es, ehrlich gesagt, nie so gesehen.
Schönen Abend wünsch ich Dir
Jürgen
Danke Dir für die Beschäftigung mit dem Text.
Der Titel ist in der Tat fantasielos. Das stimmt leider. Aber ich glaube, ich nehme zuviel vorweg, wenn ich den letzten Satz (der sich ja auf die Buchstaben bezieht) als Titel nähme. Ich denke in Richtung "Heute schreibt er schön", das klingt aber stark nach Sedaris. Mal sehen, ob mir noch eine Alternative einfällt.
Zu der Setzung. Mit Deinem Gedanken gibst Du mir einen völlig neuen Gesichtspunkt, über den ich erstmal nachdenken muß. Habe es, ehrlich gesagt, nie so gesehen.
Schönen Abend wünsch ich Dir
Jürgen
Lieber jürgen,
ich finde diesen Beitrag zum Monatsthema höchst interessant vom Ansatz her. (Konnte mich niemals als Erstklässler mit dem Strich über dem kleinen "i "anfreunden hat fast ne Identitätskrise bei mir ausgelöst, dass ich keinen Punkt machen durfte).
Allerdings glaube ich, dass du über die Setzung noch einmal nachdenken solltest, Lisa schnitt das schon an und auch darüber wie du das Ende offener gestalten könntest.
Ich fühle mich zum Ende sehr stark eingeengt von deinen Vorgaben.
Noch etwas:
Ich ahne zwar, dass du mit "sie" die Buchstaben meinst, aber der Bezug stimmt halt nicht, das müsstest du auch nochmal ran. (Das Wort "Buchstaben" ist schon vergeben, ich weiß).
Wie wäre die erste Strophe denn wenn sie in etwa so aussehen würde?
unleserlich seine schrift
so sehr er sich mühte
gekrakeltes füllte linien im heft
"mühte" finde ich besser, als bemühen, kindgerechter.
Ich hoffe, du betrachtest, das nicht als Eingriff.
Liebe Grüße
Gerda
ich finde diesen Beitrag zum Monatsthema höchst interessant vom Ansatz her. (Konnte mich niemals als Erstklässler mit dem Strich über dem kleinen "i "anfreunden hat fast ne Identitätskrise bei mir ausgelöst, dass ich keinen Punkt machen durfte).
Allerdings glaube ich, dass du über die Setzung noch einmal nachdenken solltest, Lisa schnitt das schon an und auch darüber wie du das Ende offener gestalten könntest.
Ich fühle mich zum Ende sehr stark eingeengt von deinen Vorgaben.
Noch etwas:
Gurke hat geschrieben:unleserlich
seine schrift
so sehr
er sich
bemühte
hässlich
füllten sie
die linien
im heft
sie waren
keine hilfe
Ich ahne zwar, dass du mit "sie" die Buchstaben meinst, aber der Bezug stimmt halt nicht, das müsstest du auch nochmal ran. (Das Wort "Buchstaben" ist schon vergeben, ich weiß).
Wie wäre die erste Strophe denn wenn sie in etwa so aussehen würde?
unleserlich seine schrift
so sehr er sich mühte
gekrakeltes füllte linien im heft
"mühte" finde ich besser, als bemühen, kindgerechter.
Ich hoffe, du betrachtest, das nicht als Eingriff.
Liebe Grüße
Gerda
Hallo ihr Beiden,
ich habe etwas gebastelt. Die Setzung habe ich nicht geändert. Sie passt zum unsicheren, unbeholfenen Jungen, der beschrieben wird. Für spätere Texte behalte ich das aber im Hinterkopf. Die letzte Zeile habe ich zusammengezogen. Ein Kompromiss?
Dank Euch nochmal
Späte Grüße
Jürgen
ich habe etwas gebastelt. Die Setzung habe ich nicht geändert. Sie passt zum unsicheren, unbeholfenen Jungen, der beschrieben wird. Für spätere Texte behalte ich das aber im Hinterkopf. Die letzte Zeile habe ich zusammengezogen. Ein Kompromiss?
Dank Euch nochmal
Späte Grüße
Jürgen
Lieber Jürgen,
die Änderungen tun dem Text sehr gut, er hat sehr gewonnen.
Hier möchte ich noch einmal auf meine Anregung aufmerksam machen, was das "mühte", statt "bemühte", angeht.
Es würde sich, abgesehen von meinem o. näher beschriebenen Verständnis, hier auch besser anhören, wenn du die Alliteration "m" ausnutztest.
Mit der Setzung tue ich mich nach wie vor noch schwer.
Leider hast du durch die Änderungen übersehen, dass sich: Strich/Striche, wiederholt.
("hässliche Krakel", dann könnten die Striche zu Beginn entfallen).
Liebe Grüße in den - hier - sonnigen Morgen
Gerda
die Änderungen tun dem Text sehr gut, er hat sehr gewonnen.
Hier möchte ich noch einmal auf meine Anregung aufmerksam machen, was das "mühte", statt "bemühte", angeht.
er sich
bemühte
und malte
Es würde sich, abgesehen von meinem o. näher beschriebenen Verständnis, hier auch besser anhören, wenn du die Alliteration "m" ausnutztest.
Mit der Setzung tue ich mich nach wie vor noch schwer.
Leider hast du durch die Änderungen übersehen, dass sich: Strich/Striche, wiederholt.
("hässliche Krakel", dann könnten die Striche zu Beginn entfallen).
Liebe Grüße in den - hier - sonnigen Morgen
Gerda
Lieber Jürgen,
das Gedicht hat meine (fast) volle Zustimmung. Ich bin Linkshänder. Zu meiner Zeit wurde man noch gezwungen, trotzdem rechts zu schreiben, man wusste zu wenig über die Hemisphären und dass sie anders funktionieren bei links oder rechts.
Was habe ich mich gequält. Fazit, meine Schrift ist grauenhaft, egal, welche Hand ich nehme.
Gemein, die Lehrerin unterschreibt mit einem schlampigen Strich und erwartet .... das mag ich!
Ich würde aber "Striche" und "malte" aus Str.1 ersetzen. z.B. mit
Nur einfach Vorschläge aus meiner eigenen Qualerinnerung heraus.
Ich finde die Setzung gelungen, denn sie vermittelt ein Stocken, das sehr dazu passt. Beim Lautlesen ist es wie ein abgehacktes Ausstossen der Worte. Gut!
Lieben Gruß
ELsa
das Gedicht hat meine (fast) volle Zustimmung. Ich bin Linkshänder. Zu meiner Zeit wurde man noch gezwungen, trotzdem rechts zu schreiben, man wusste zu wenig über die Hemisphären und dass sie anders funktionieren bei links oder rechts.
Was habe ich mich gequält. Fazit, meine Schrift ist grauenhaft, egal, welche Hand ich nehme.
Gemein, die Lehrerin unterschreibt mit einem schlampigen Strich und erwartet .... das mag ich!
Ich würde aber "Striche" und "malte" aus Str.1 ersetzen. z.B. mit
und malte kritzelte
krakelige
hässliche
Kurven Striche fahren
hässlich über
die linien
im heft
Nur einfach Vorschläge aus meiner eigenen Qualerinnerung heraus.
Ich finde die Setzung gelungen, denn sie vermittelt ein Stocken, das sehr dazu passt. Beim Lautlesen ist es wie ein abgehacktes Ausstossen der Worte. Gut!
Lieben Gruß
ELsa
Schreiben ist atmen
Lieber Jürgen,
ich finde auch, dass die Überarbeitungen gelungen sind. Mit der "breiteren" Setzung kann ich deinen Standpunkt gut nachvollziehen, denke aber, da der text sich ja "positiv auflöst", dass das hilflose Stottern ja nicht am Schluss steht, sondern eine eigene "Befreiung". Aber man sollte dieses Detail auch nicht überbewerten und es ist ja oft Merkmale deiner Texte, wer weiß, was deine Feder sich da so bewi denkt und was ich nur nicht sehe
Liebe Grüße,
Lisa
ich finde auch, dass die Überarbeitungen gelungen sind. Mit der "breiteren" Setzung kann ich deinen Standpunkt gut nachvollziehen, denke aber, da der text sich ja "positiv auflöst", dass das hilflose Stottern ja nicht am Schluss steht, sondern eine eigene "Befreiung". Aber man sollte dieses Detail auch nicht überbewerten und es ist ja oft Merkmale deiner Texte, wer weiß, was deine Feder sich da so bewi denkt und was ich nur nicht sehe
Liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Lieber jürgen,
noch in kleiner Einwand:
so sehr
er sich
bemühte und
fuhr über
die linien
im heft
ich finde diese (fett markierte) Stelle etwas ungelenk, wäre es nicht besser so zu formulieren:
(Das "und" könnte m. E. weg).
so sehr
er sich
bemühte
über
die linien
im heft
fuhr
Ich denke nicht, dass du durch die umstellung noch das Ungelenke deines Lyr. Er unterstreichst, ich finde es holpert dort.
Liebe Grüße
Gerda
noch in kleiner Einwand:
so sehr
er sich
bemühte und
fuhr über
die linien
im heft
ich finde diese (fett markierte) Stelle etwas ungelenk, wäre es nicht besser so zu formulieren:
(Das "und" könnte m. E. weg).
so sehr
er sich
bemühte
über
die linien
im heft
fuhr
Ich denke nicht, dass du durch die umstellung noch das Ungelenke deines Lyr. Er unterstreichst, ich finde es holpert dort.
Liebe Grüße
Gerda
Liebe Gerda,
Dank Dir für den Hinweis. Mir ist wichtig, dass die Linien in Heft keine Hilfe waren. Daher geht dein Vorschlag im Text nicht ganz auf. Ich bastele weiter. Mal sehen.
@ Elsa
Ich bin übrigens auch Linkshänder, hatte aber das Glück, dass mich die Entwicklung der Pädagogik geschützt hat. Im Kindergarten haben die Erzieherinnen noch versucht, mich umzupolen. Erst hatten sie meine Mutter hinter sich, dann war sie mit mir bei einem Arzt, der ihr sagte, man solle auf keinen Fall umerziehen. Ab da hatte ich Rückenwind. In der Grundschule war Linkshändigkeit kein Problem. Natürlich ist meine Linkshändigkeit in das Gedicht eingeflossen, aber ich denke es ist so offen, dass es weit übertragbar ist. Hoffe ich jedenfalls.
Späte Grüße
Jürgen
Dank Dir für den Hinweis. Mir ist wichtig, dass die Linien in Heft keine Hilfe waren. Daher geht dein Vorschlag im Text nicht ganz auf. Ich bastele weiter. Mal sehen.
@ Elsa
Ich bin übrigens auch Linkshänder, hatte aber das Glück, dass mich die Entwicklung der Pädagogik geschützt hat. Im Kindergarten haben die Erzieherinnen noch versucht, mich umzupolen. Erst hatten sie meine Mutter hinter sich, dann war sie mit mir bei einem Arzt, der ihr sagte, man solle auf keinen Fall umerziehen. Ab da hatte ich Rückenwind. In der Grundschule war Linkshändigkeit kein Problem. Natürlich ist meine Linkshändigkeit in das Gedicht eingeflossen, aber ich denke es ist so offen, dass es weit übertragbar ist. Hoffe ich jedenfalls.
Späte Grüße
Jürgen
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