nordische Geschichten 4 Kautokeino

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hella49

Beitragvon hella49 » 12.12.2005, 09:25

die letzte meiner nordischen Geschichten

Kautokeino

Wenn ich heute an Verreisen denke, gefragt werde, wo willst du hin im Urlaub oder wo hat es dir am besten gefallen?
Ein geflügeltes Wort ist es: „Ich fahre nach Kautokeino.!“

Je länger die Reise hinter mir liegt - und es sind nun schon fast 3 Jahre, je schöner wird diese Reise in der Erinnerung.
Im Hause des Schamanen erfuhr ich eine unglaubliche Gastfreundschaft. Seine Familie versorgte uns mit Fisch und Walfleisch mit Kuchen und selbstgebrautem Bier. Sie kamen lautlos, der Schamane war wohl ihr Oberhaupt. Sie versorgten uns mit großer Selbstverständlichkeit und wollten kaum ein „danke“ hören. Die Frauen kicherten, sie wollten immer meine moderne Kleidung anfassen. Ich nahm sie mit und in meinem Zimmer durften sie einiges anprobieren. Sie fanden es urkomisch, dass ich nur Hosen trug und bestanden darauf, dass ich den einzigen Rock, den ich hatte, anzog. In Nord-Norwegen tragen die meisten Frauen Kleider und Röcke. Sie waren so fröhlich und wir lachten und scherzten ich kam mir vor als ob ich sie schon lange, lange kannte. Da ich der norwegischen Sprache nicht so fließend mächtig war, gab es lustige Missverständnisse . Oft lachten wir bis uns die Tränen rannen. .Der Schamane ließ uns gewähren, wenn es ihm zu bunt wurde hüstelte er und alle verschwanden ganz schnell, nicht ohne uns zu umarmen und in samischer -Sprache Glück zu wünschen . Ein tägliches Ritual. Endlich war der Tag gekommen, an dem wir die Reise nach Kautokeino antreten wollten. Mein Gastgeber und seine Familie hatten den ganzen Vortag Proviant und Getränke zusammengestellt , das Auto bepackt und getankt und nun sollte es 120 km durch die Finnmark nach Kautokeino gehen.
Der Wettergott war in Alta zu Hause, ein traumhafter Tag kündigte sich an so blau sah ich den Himmel niemals. So blau waren die Berge, ich verstehe nun warum man vom blauen Planten spricht.
Die Fahrt ging zuerst am Altafjord entlang um ins Inland zu kommen
Vorbei an einem Schiefergebirge, wo noch von Hand Schiefer abgebaut wird. Der ganze Berg war übersäht mit kleinen Hütten, dort lebten die Arbeiter in den Bergen und holten die Platten Schiefer mit unglaublich primitiven Mitteln aus dem Berg. Wir fuhren durch einen Canon
Vor uns tat sich eine Schlucht auf, ich hatte im Leben nichts gewaltigeres gesehen.Wilde Rentiere kreuzten einfach unseren Weg. Sie haben einfach Vorfahrt.
Still vor Staunen hörte ich den interessanten Erzählungen meines Guides zu. Am Ende des Fjords kamen wir zu dem Platz, an dem die Tiplitz ein Deutsches Kriegsschiff im Krieg lange Zeit gelegen hatte und die Anwohner in Angst und Schrecken versetzt hatte. Ich bekam einige deutsche Geschichtsstunden. Niemals habe ich in der Schule ähnliches gehört. Unsere Reise ging durch die Finnmark, Wälder, weites Land, Berge im Hintergrund. Das Land der Samen, die Urbewohner dieses so stillen Landes. Der Highway führte uns durch unwirkliches Land, breite Flüsse, über die die Samen im Winter, wenn selbst der gewaltigste Fluß fest zugefroren war, mit ihren Schlitten einwanderten und sich hier niederliessen. Die erste grössere Ansiedlung war Maze,ein kleines Dorf, Lappland. Am Rande der Siedlung noch alte samische Zelte. Wir halten an und wollen Picknik machen. Ich näher mich vorsichtig der Zelte, schliesslich bin ich neugierig. Aber im Sommer sind die Anwohner das gewohnt. Sie zeigen wie sie leben und wie sie wohnen.
In wunderbar bunten Trachten leben sie noch wie vor vielen hunderten Jahren, folgen ihren Rentierherden .Hier in diesen Dörfern wohnen nur die alten Samen, verarbeiten Leder und die Frauen fertigen kunstvolle Kleinigkeiten aus Rentierfell und bieten es zum Verkauf. Auch hier scheint der Schamane bekannt zu sein, wir werden sofort eingeladen, es gibt heißen Tee und süßen Kuchen. Ich habe die einmalige Gelegenheit, in einem Tapi, dem Lappenzelt auf einem Fell zu sitzen und mit einer alten samischen Familie den Nachmittag zu verbringen. Ich bin sprachlos über so viel Gastfreundlichkeit. Man unterhält sich in samischer Sprache, sie ist sehr viel anders als norwegisch. Ich genieße diese besondere Situation beobachte meine Gastgeber, die gegerbten Gesichter, die abgearbeiteten Hände, das Leben hat sich eingebrannt.
Ich nehme mir eine schöne Erinnerung mit und nachdem wir uns gestärkt haben führt uns der Weg durch das kleine Dorf Maze. In dem weiten grünen Tal haben hier schon viele Holzhäuser gebaut und sind seßhaft geworden. Noch viele Kilometer weiter fahren wir bis Kautokeino, die berühmteste Lappenstadt. Ich sehe die Bewohner auch an normalen Werktagen in ihren bunten Trachten herumlaufen. Wir gehen ein wenig durch die Strassen und landen an einer Silbermine,Suhl, kaum ein Nordfahrer kann dort vorbeifahren. Eine echte Silbermine mit grosser Ausstellung, man kann den Designern beim Schmuckentwerfen zuschaun. Ein deutsches Ehepaar hat hier ein Paradies für Künstler geschaffen. Aus aller Welt stellen hier Künstler ihre nordischen Werke aus. Ich brauche Stunden um alles anzuschaun. Der Schamane ist hier bekannt und wir werden zum Essen eingeladen, ich habe die Freiheit mir alles aber auch alles anzusehen. Für jemanden der selber gerne kreativ tätig ist ein Paradies auf Erden, und das ganze finde ich fast am Ende der Welt. Meine Begeisterung ist groß, ich sauge alles in mich hinein. Wir besuchen noch das Museum von Kautokeino, ein Nachbau der alten Lappenstadt
Viele Relikte aus vergangenen Tagen ich höre den vielen Erzählungen zu, die von dem schweren aber auch schönen Leben dieser Samen erzählen. Mein Begleiter ist stolz ein Same zu sein und freut sich über mein Interesse. Ich finde für mich noch eine CD mit samischer Volksmusik, möchte doch eine schöne _Erinnerung an die wunderbare Reise haben.
Aber wie das mit allen schönen Dingen ist, auch diese Reise endete schneller als wir das wollten. Der Tag der Abreise kam tränenreich wurden wir auf dem Flughafen verabschiedet. Jeder nimmt mich liebevoll in den Arm und segnet mich mit alten samischen Segenswünschen. Ich bin sehr berührt, erfahre vorbehaltslose Zuneigung, eine Freundschaft fürs Leben hat sich hier angebahnt.
Nordnorwegen verabschiedete sich mit traumhaftem Flugwetter. Still war es auf dem Rückflug, ich war traurig und mein Begleiter offensichtlich auch. Jeder hängt seinen Gedanken nach und verarbeitete die Eindrücke der letzten Tage auf seine Weise.
Heute so viele Monate danach, haben sich diese Begegnungen in mir eingebrannt, prägen meine Wünsche an die Zukunft. Eines ist sicher, so lange ich lebe, werde ich versuchen wieder und wieder in dieses Land zu reisen.

Hella

Max

Beitragvon Max » 12.12.2005, 19:59

Liebe Hella,

bislang geht es mir mi Deinen Geschichten ähnlich wie Dir mit Lavaras Grund, ich konnte sie noch nicht so gründlich lesen, wie sie es verdient hätten. Aber der erste Eindruck ist, dass ich sie mit Gespanntheit gelesen habe, ich fühlte mich aufs Positivste unterhalten (oder um es mit Reich_Ranicki zu sagen: " Ich habe mich nicht gelangweilt" ;-)) Wie Lisa bin ich aber auch der Meinung, dass das Nowegisch ruhig stehen bleiben kann, solange du nicht die ganze Geschichte auf Norwegisch schreibst ;-)

Liebe Grüße
Max

Max

Beitragvon Max » 12.12.2005, 19:59

Liebe Hella,

bislang geht es mir mi Deinen Geschichten ähnlich wie Dir mit Lavaras Grund, ich konnte sie noch nicht so gründlich lesen, wie sie es verdient hätten. Aber der erste Eindruck ist, dass ich sie mit Gespanntheit gelesen habe, ich fühlte mich aufs Positivste unterhalten (oder um es mit Reich_Ranicki zu sagen: " Ich habe mich nicht gelangweilt" ;-)) Wie Lisa bin ich aber auch der Meinung, dass das Nowegisch ruhig stehen bleiben kann, solange du nicht die ganze Geschichte auf Norwegisch schreibst ;-)

Liebe Grüße
Max


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