(fast) wortlos

Der Anonymus bietet Mitgliedern die Möglichkeit, ein Werk sowohl anonym einzustellen, als auch anonym (auf die Rückmeldungen) zu antworten. Bitte lest euch die FAQs gut durch, bevor ihr etwas in diese Rubrik einstellt.)
Anonymus
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Beitragvon Anonymus » 21.04.2008, 21:40

Ich würde gern
richtige Worte finden
um kopfgesteuert klug zu formulieren,
was mir mein Bauch als Wahrheit offeriert.

Er schreit ,ich weiß, bin sicher!“
und ignoriert dabei gekonnt
jedwede Art von Taktik und Verstand.

Der Kopf
versucht zu dominieren,
will Fassung wahr’n
und Fühlen ignorieren.

Am Ende
formt mein Mund ganz schlicht
„verdammt“
und lässt den Rest
mal wieder ungesprochen.

Jürgen

Beitragvon Jürgen » 22.04.2008, 12:58

Die Grundidee finde ich gut und kann da was wiederfinden, aber die Umsetzung überzeugt mich noch nicht. Da kann man mehr rausholen.

um kopfgesteuert klug zu formulieren


kopfgesteuert und klug? Klingt doppelt gemoppelt und etwas unlyrisch.

Der Kopf
versucht zu dominieren,
will Fassung wahr’n
und Fühlen ignorieren.


Warum wahr´n, warum nicht wahren? Der Reim wirkt im sonst reimlosen Text wie ein Fremdkörper.

Die letzte Strophe find ich gut und erklärt wunderbar den Titel.

Schöne Grüße an unbekannt


Jürgen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.04.2008, 14:55

Lese ich die Zeilen, finde ich mich darin wieder, keine Frage. Wem geht es nicht so?
Ich glaube, der Text würde stark gewinnen, wenn er verdichtet würde.
Aber, wir sollen hier ja keine konkreten Verbesserungsvorschläge machen ...

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Ylvi
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Beitragvon Ylvi » 22.04.2008, 19:08

Der Titel weckt in mir eine gewisse Erwartung, die der Text dann beinahe erschlägt. Mir sind hier für (fast) wortlos viel zu viele Worte.

Mucki
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Beitragvon Mucki » 22.04.2008, 23:29

Ich stimme dir zu, smile,
für einen "fast wortlosen" Text ist LI ziemlich "geschwätzig",-)
also, ich ergänze meinen Kommentar von "wenn er verdichtet würde" in "wenn er sehr stark verdichtet würde"

aram
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Beitragvon aram » 23.04.2008, 02:30

das lyr.ich wünscht sich, kopfgesteuert zu sein (ich würde gern / richtige Worte finden / um kopfgesteuert klug zu formulieren) und wundert sich noch kopfgesteuerter, dass das nicht funktioniert / nicht über ein "verdammt" hinausführt - 'kopf' und 'bauch' werden gegeneinander ausgespielt, protolkoll eines scheiterns.

(der 'kopf' wird als dominant/ (zer)störend erlebt, wenn der gefühlskontakt nicht für sich steht /unmittelbare annahme im ich findet, sondern bestätigung/ 'daseinsberechtigung' durch verstandesmäßigen 'überbau' sucht - eine paradoxe situation, aus der schon viel leid erwachsen ist.)

Louisa

Beitragvon Louisa » 23.04.2008, 09:10

Ja!

Es braucht den Kopf, um den Bauch zu hören!

Um Gottes Willen, wenn ich gar keinen Verstand mehr und nur noch meine "Bauchgefühle" hätte :angst_2: ... Dann bestehe ich ja wie ein Tier aus: "Ich habe Hunger!" ; "Ich muss auf´s Klo!" und: "Dieser Mann ist ein potenzieller Paarungspartner!"

Wenn das lyrische Ich das gern hat, bitte -

Ich finde dieses Gedicht ist in einem Floskeldenken behaftet. Wenn man nicht so denkt wie es das Klischee erwartet, kann man das Gedicht gar nicht mehr verstehen.

So funktioniert moderne Lyrik für mich aber nicht.

Guten Tag.
l

Klara
Beiträge: 4510
Registriert: 23.10.2006

Beitragvon Klara » 23.04.2008, 09:39

Das ist reichlich platt, wenn auch gereimt. Das könnte ein deutscher Popsongtext sein, ist aber kein gutes Gedicht.

Warum? Weil
- ... ein Klischee ans andere gereiht wird,
- ... eine abgenutzte Metapher, die man nun gar nicht mehr hören mag, zum xten Mal sich für originell ausgibt ("Bauch") und mir ganz persönlich ähnliche Übelkeitsgefühle erregt wie diese unsinnige neudeutsche, tautologische Wortkomposition "Bauchgefühl"; mir käme ein Beingefühl mal recht, oder auch ein Halsgefühl ,-)
- ... das Dargestellte über eine stumpfe Erörterung nicht hinaus kommt
- ... keine Bilder (außer jener abgenutzten Metapher) mich verführen
- ... und keine neuen Gedanken präsentiert werden.

Das ist sowas von kalter Kaffee in der modernen Selbst-Wahrnehmung ("Dichotomie", "Dialektik", "Selbstkontrolle"), dass es arg langweilt. Und auch als Handlungsrahmen erscheint mir das präsentierte Hin- und Hergerissensein öde. Weil: Da passiert nix. °Gähn° Da zerbricht sich jemand den Kopf, ohne zu lieben, ohne zu hassen, ohne zu wollen, ohne zu denken, Kopfzerbrechen statt als Selbstzweck wäre mir lieber, wenn es ein Nachdenken darüber wäre (zum Beispiel), wie die weltweite Hungerkatastrophe in den Griff bekäme, und nicht darüber, wie ach so kopflastig wir doch alles sind. Als würde da jemand plötzlich feststellen, dass wir nicht (nur) instinktgesteuert sind (oder jedenfalls uns krampfhaft bemühen, es nicht zu sein). Was für eine wunderneue Erkenntnis!

Das ist jetzt - klar - polemisch und wahrscheinlich fies. Man möge mir verzeihen (oder auch nicht).

So funktioniert moderne Lyrik für mich aber nicht.

Mehr gibt es hier kaum zu sagen, außer zu erweitern:

So (platt) funktioniert Lyrik nicht.


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