Arajan

Bereich für Texte mit lyrischem Charakter: z.B. Liebeslyrik, Erzählgedichte, Kurzgedichte, Formgedichte, Experimentelle Lyrik sowie satirische, humorvolle und natürlich auch kritische Gedichte
moshe.c

Beitragvon moshe.c » 20.05.2006, 21:18

Der Berg Arajan
schaut herab
immer wieder
auf die Stadt

in die Kammern
auf die Schlote
auf Diebe
und Boten.

Steine sind getürmt
und Augenblicke,
Blicke
in den Steinen
glimmen.

Und schaut er auf
so sind's die Wolken
die dort ziehen
wohin der Wind
sie weht.

Und hinter den Wolken
sind's die Sterne
die dort stehen
ganz ohne Tag
und Nacht.

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leonie
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Beitragvon leonie » 20.05.2006, 21:40

Lieber moshe.c,

Deine Gedicht berühren mich sehr! Dieses hier zum Beispiel.
Ich würde vielleicht sogar auf das zweite „Blicke“ verzichten...

Viele Grüße

leonie

P.S. Was bedeutet "Arajan" übersetzt?

Trixie

Beitragvon Trixie » 21.05.2006, 20:59

Servus moshe!

Ja, das ist wirklich ein berührendes Gedicht, wobei ich genau bei dem Blicke auch die einzige Schwierigkeit entdecke. Vielleicht, um diese "Doppeldeutigkeit" zu erhalten, könntest du es so schreiben:

Steine sind getürmt
und Augen-
Blicke
in den Steinen
glimmen.

Oder so ähnlich? Denn das könnte schon erhalten bleiben irgendwie, meiner Meinung nach. Ansonsten finde ich es eigentlich perfekt. Jedes Wort scheint wohlüberlegt gesetzt zu sein und das gefällt mir sehr!

lg Trixie

PS: Genau, hat das eine Bedeutung?

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 21.05.2006, 22:08

Hallo,

nach Leonie's Einwand fing ich an zu überlegen, und auch Trixie's Überlegeung finde ich nicht schlecht.
Der nächstliegende Einfall, war bei mir Augenblicke durch Momente zu ersetzen, um diesem doppelten blicke zu entgehen. Dann habe ich aber an der Stelle einen sehr oft benutzen Begriff, der mich nicht befriedigt, und auch nur drei Silben, anstaltt vier.
Deshalb komme ich jetzt auf drei Lösungen, die für mich selbst noch offen sind, und ich wäre euch dankbar für Rückkoppelung:

1. Steine sind getürmt
und Augen,
Blicke
in den Steinen
glimmen

was Trixies Vorschlag am nächsten kommen würde, nur ohne - .

2. Steine sind getürmt
und permanente
Blicke
in den Steinen
glimmen

was vielleicht Leonie's Vorschlag eines durchgehenden Aussagenflußes am nächsten käme.

3. Steine sind getürmt
und Zeitpunkte,
Blicke
in den Steinen
glimmen

was vielleicht meiner ursprünglichen Aussage am nächsten käme, aber nicht so galant ist

Bin gespannt, was ihr sagt



moshe.c

Trixie

Beitragvon Trixie » 21.05.2006, 22:23

Hmmm, erstaunlich und bewundernswert, wie schnell du zu gleich drei Varianten gelangt bist!!! Also, ich werde erst noch ein wenig nachdenken müssen, um mein Votum abgeben zu können, denn eigentlich sind all diese Möglichkeiten gut und besser als das doppelte "Blicke"...Ohje, ich grüble!

permanent blickende Zeitpunktsgrüße, Trixie

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 21.05.2006, 22:26

Trixie,

träume süß auf allen Wegen

moshe

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Beitragvon leonie » 22.05.2006, 08:57

Hallo moshe.c,

komisch, im ersten Augenblick hatte ich auch an “Momente” gedacht. Mir gefällt die dritte Version am Besten. Da Du nicht so an der Silbenzahl zu hängen scheinst, könnte ich mir auch „Sekunden“ vorstellen. Oder vielleicht so:

Steine sind
getürmt und
Augenblicke
in den Steinen
glimmen

Offen ist noch meine Frage, was Arajan übersetzt heißt...

Liebe Grüße

leonie

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 22.05.2006, 10:08

Hallo moshe.c,

zu der betreffenden Strophe:


Ich finde deinen Vorschlag zu "Momente" überlegenswert...

Vielleicht auch (gewagt):

Steine sind getürmt
und Blicke
glimmen
Augen
in die Steine.

Oder:

Steine sind getürmt
und Momente,
glimmen
Blicke
in den (die) Steine(n) (beides möglich)

....

Lisa

Max

Beitragvon Max » 22.05.2006, 13:15

Liebe Leute,

uii alles hellblau und ich komme mir vor wie ein kleiner Junge ;-).

Irgendwie konzentriert sioch alles auf die dritte Strophe und mir scheint zu recht, weil sie am schwersten zu verdauen ist. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum die Grammatik hier so gesperrt wird und es nicht heißt:

Blicke
glimmen in den Steinen

Ich komme mir ein wenig bescheuert vor, weil ich trotz 11 Beiträge der einzige zu sein scheine, dem dies Kopfzerbrechen bereitet.

Was die Zeilen davor betrifft: Wie wäre denn

Steine sind getürmt
und Zeit

Oder

Steine sind getürmt
wie Zeit

(wobei mir das zweite besser gefällt), was Moshes Vorschlag entrpsicht, nur ohne die Punkte

Liebe Grüße
Max

Max

Beitragvon Max » 22.05.2006, 13:16

PS: komisch nun ist es wieder dunkelblau ...

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 22.05.2006, 15:37

Ein leichtes Dichterküßchen allen auf die Stirn.

Tja, das ist es, was mir am Blauen Salon so gut gefällt, diese Art der Auseinandersetzung um einen Text.

Doch zum Arajan: Ich habe nun alle Variationen immer wieder und wieder gelesen und auf mich wirken laßen.
Letztendlich entscheide ich mich für die Version von leonie in einer leicht veränderten Fassung. Die nimmt der Strophe ein wenig die Dramatik, gibt ihr etwas Ruhigeres, aber umgeht die Problematik der zwei 'Blicke'.
(Muß ich dich jetzt als Mitautorin angeben??)

Ansonsten poste ich jetzt gleich das Gedicht nochmal hier als Antwort, damit für andere diese Diskussion und deren Ergebnis leichter verständlich ist.

Arajan ist für mich nur einfach der Name eines alten Berges, den ich mir so ausgedacht habe, weiter nichts.

MlG moshe.c

Iris

Beitragvon Iris » 22.05.2006, 15:43

Hallo in die Runde,
ich finde genau die bekrittelte Stelle gerade durch die Wiederholung die sensibelste und gelungenste und denke, daß gerade solche bewußten Wiederholungen gekonnt gesetzt den Dichter zeigen.
Denn stümperhaft ist sie hier keinesfalls!!
Wers kann, darf es als Stilmittel verwenden.
Trotz aller guten Vorschläge und Bemühungen, ich würde mich hier nicht beirren lassen und eh es geändert wird, werde ich diese Stelle noch ausgiebig auf mich wirken lassen.
Danke wunderbar.

Liebe Grüße Iris
Zuletzt geändert von Iris am 22.05.2006, 15:47, insgesamt 1-mal geändert.

moshe.c

Beitragvon moshe.c » 22.05.2006, 15:46

Arajan

Der Berg Arajan
schaut herab
immer wieder
auf die Stadt

in die Kammern
auf die Schlote
auf Diebe
und Boten.

Steine sind
getürmt
und Augenblicke
in den Steinen
glimmen.

Und schaut er auf
so sind's die Wolken
die dort ziehen
wohin der Wind
sie weht.

Und hinter den Wolken
sind's die Sterne
die dort stehen
ganz ohne Tag
und Nacht.

steyk

Beitragvon steyk » 22.05.2006, 15:48

Hallo moshe.c
ein sehr schönes Gedicht mit sehr sehr vielen Vorschlägen, die meiner Meinung nach das Gedicht verändern würden. Ich schließe mich leonie an und glaube, daß du gar nicht daran herumdoktern solltest.
Gruß aus Berlin
Stefan / steyk


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