ich gehe meine wege (Gesicht 3)

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.06.2010, 01:56


ich gehe meine wege
so durch die zeiten
klopfe wund mir die schläfen
frage und frage nach dem warum

da war doch so viel gold
aus gedanken geboren
da ist noch so viel schwarz
in worten gestorben

ich rannte und rannte
vorbei an gabelungen
nahm die schmutzige mitte
verdeckte mir die zeichen

der kopf versagte das ja
zu schwer die stiefel
misstraute dem blau
spannte auf den schirm
stumm blieben meine lippen
hände griffen nicht zu

da war doch so viel gold
aus gedanken geboren
da ist noch so viel schwarz
in worten gestorben

sie riefen nach mir
leise viel zu leise
legte den knebel mir an
schürte die kraft des nein

erschuf mir zwei köpfe
jagte die lider einander zu
braute die asche zu hauf
verweigerte den fetzen das zurück
finger hangelten hinterher
verhakten sich im nebel

da war doch so viel gold
aus gedanken geboren
da ist noch so viel schwarz
in worten gestorben

misstraute der angel
sperrte aus mir die sicht
sah die grauen blätter fliegen
verschloss das danach

suchte das richtige kleid
erfand mir hohle masken
nannte mein inneres wüste
palmen entflohen meinen augen
die spuren meiner füße verweht
sinne setzten auf sand

da war doch so viel gold
aus gedanken geboren
da ist noch so viel schwarz
in worten gestorben

ich gehe meine wege
so durch die zeiten
klopfe weich mir die schläfen
frage nicht mehr nach dem warum


© Gabriella Marten C. 6/2010

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Lisa
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Beitragvon Lisa » 11.06.2010, 10:46

Liebe Gabriella,

das finde ich einen sehr gelungenen Text, der damit arbeitet, dass der Leser aus seiner Untiefe schöpft, diese bewegt, aufgewühlt wird, und dann etwas hochsteigt und man fühlt, worum es geht, was der Text zeigen will, von welchem Zustand er erzählt. Die Refrainstruktur und Wiederholungen, die ganze Komposition verstärkt diesen Mechanismus und arbeitet so parallel. Zudem finde ich diese Formelstrophe (da war doch so viel ...) einfach genial (weil bleiig und doch frei).

Und ich finde, du sprichst hier tendentiell eine neue Sprache - man erkennt zwar auch deinen Ton, aber da ist auch etwas anderes, neues, wovon ich wirklich begeistert bin und gerne mehr etwas in diese Richtung von dir läse.
Einzelne Formulierungen (insbesondere die erste Strophe) könnte man zwar noch eine Spur "neuer" und damit wilder/verzweifelter/aufgeschmissener gestalten, ich glaube aber, dass der Text für dich so genau richtig ist und solche Detailänderungsvorschläge den Guss zerstören würden. Es bleibt trotz dieser minimalen Einschränkung mit der spannendste Text, den ich von dir bisher gelesen habe!

liebe Grüße,
Lisa
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.

Trixie

Beitragvon Trixie » 11.06.2010, 10:56

Hi Mucki!

DEN will ich von DIR gelesen hören!! *wünsch*

=)

Der Text ist toll, spricht, denke ich, allen Suchenden aus der Seele, benennt Mythen, die irgendwo im Unterbewusstsein präsent sind, ohne sie gänzlich zu zerstören, tastet sich vorsichtig an die Themen heran, die man hinunterschluckt, weil man doch nicht recht weiß, wie man sie tatsächilch denken soll.

Ich höre, durch den Refrain, einen leichten Singsang, eine wunderschöne Melodie, die mich mitnimmt und bestätigt und neue Fragen aufwirft und am Ende möchte ich befriedigt nicken und sagen: "Ja, ich frage nicht mehr."

Auch für mich waren es noch einzelne Ausdrücke und Worte, die für mich ein wenig hakten, doch es ist, wie Lisa schon sagte, von DIR und passt zu DIR, dem Autoren. Es muss nicht 200 % meine Wortwahl sein, das geht ja gar nicht, und solange es dennoch trägt und transportiert und vor allem berührt, es muss nicht mal ankommen bei mir, es muss mich nur berühren, bildlich gesprochen, ist es doch genau so, wie es sein sollte, finde ich.

Ein wunderzauberhafter Text, der so gar nicht von Wundern und Zauber spricht, sondern eigentlich nur ganz zart und nachdenklich das benennt, was wirklich ist.

Angetane Grüße
Trix

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.06.2010, 14:38

Liebe Lisa, liebe Trix,

ui, ich freu mich sehr, dass euch mein Gedicht gefällt! :-)
Lisa, ja, es ist dieser ganz bestimmte Zustand, in dem sich das LI befindet, sich sozusagen auf Zeitreise durch sich selbst begibt, aufzeigt, was da alles passierte, wie es mit dem Leben, den "Situationen" umging und immer wieder daran denkt und fragt/ruft, "da war doch so viel ...
Dieses Nachdenkliche/Melancholische ist, wie du weißt, sehr oft mein Thema, so auch hier.

Trix: genau, da ist eine bestimmte Melodie drin. Deshalb der Refrain. Fein, dass du mitgehen kannst. Und vielleicht werde ich es lesen, mal sehen. ;-)

Saludos
Mucki

DonKju

Beitragvon DonKju » 11.06.2010, 17:51

Hallo Gabriella,

auch wenn das Thema sicherlich schon oft behandelt wurde, so ist es Dir gelungen, ihm in Deinen Worten wunderbar Ausdruck zu verleihen, auf Deine ganz persönliche Art. Und ich kann mich nur Trixie anschließen, das möchte man gelesen hören, natürlich von der Schöpferin selbst ...

Mit lieben Grüßen dazu :cool: - DonKju

Mucki
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Beitragvon Mucki » 11.06.2010, 17:56

Hallo DonKju,

danke dir für das schöne Lob! ;-)
Mit der Lesung muss ich mal schauen wg. der Technik.

Saludos
Gabriella

Herby

Beitragvon Herby » 12.06.2010, 00:56

Liebe Mucki,

nur ganz auf die Schnelle (aber das immerhin): da ist dir ein feines, nachhallendes "Stück" Lyrik gelungen.

Sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße
Herby

Mucki
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Beitragvon Mucki » 12.06.2010, 01:17

Danke dir, lieber Herby,

das freut mich sehr, auch dass es nachhallt!

Saludos
Mucki

african queen

Beitragvon african queen » 17.07.2010, 09:02

liebe Mucki,
dein Gedicht mit deiner neuen Sprache, die Tiefe und der Ausdruck,
den du hineingearbeitet hast, sehr gelungen. Bin begeistert.
lg
african queen

Mucki
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Beitragvon Mucki » 17.07.2010, 11:51

Danke dir, liebe Gertraud,

fein, dass es dir gefällt! *freu*

Saludos
Mucki


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