Augustthema: -ohne titel-

Andreas

Beitragvon Andreas » 09.08.2010, 15:31

Version 2 (Interpunktion entfernt)

In meinem panic room
ein Körperkleiderschrank
sonst nichts
nicht einmal ich

Version 1

In meinem panic room,
ein Körperkleiderschrank,
sonst nichts,
nicht einmal ich.



Andreas
Zuletzt geändert von Andreas am 23.09.2010, 12:44, insgesamt 1-mal geändert.

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ferdi
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Beitragvon ferdi » 29.08.2010, 13:51

Hallo Andreas!

Der Text kitzelt mich auf angenehme Weise :-) Die Zeichensetzung würde ich entweder ganz weglassen oder ändern, sie stört mich so, wie sie ist, ziemlich.

Ferdigruß!
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)

Niko

Beitragvon Niko » 29.08.2010, 14:16

hallo andreas!
das finde ich toll! wobei ich auch darüber nachdenke, ob die letzte zeile nicht überflüssig ist, da sie nur die vorletzte zeile bekräftigt.
die interpunktion würd ich allerdings auch völlig vernachlässigen.

sehr gerne gelesen!

liebe grüße: Niko

Andreas

Beitragvon Andreas » 23.09.2010, 12:41

Lieber ferdi, lieber Niko,

selten habe ich so gerne eine Anregung umgesetzt. Ich werde die Interpunktion völlig entfernen. Nicht nur, dass ihr beide das angeregt habt, nein, ich würde mich auch bei kontroverser Ansicht gut dabei fühlen, sie zu entfernen.

Was deinen Vorschlag betrifft, Niko, bin ich mit mir noch nicht ganz im Reinen, ob die letzte Zeile wirklich obsolet ist. Ich verstehe zwar, dass man es so machen kann, aber ich würde, jedenfalls für mein Empfinden, mit dem Streichen der Zeile dem Leser mehr Interpretationsfreiheit einräumen, wie ich es eigentlich angedacht war. Von daher möchte ich hier erst einmal von einer Umsetzung absehen.

Abschließend noch eine kurze Entschuldigung, dass ich mich erst jetzt euren Kommentaren gewidmet habe.

Liebe Grüße
Andreas

Niko

Beitragvon Niko » 23.09.2010, 16:56

eine kurze Entschuldigung, dass ich mich erst jetzt euren Kommentaren gewidmet habe.

da müsste ich mich ja laufend entschuldigen, andreas! immer so, wie du kannst. ich hab festgestellt, dass ich oft nicht in der stimmung dazu bin. und damit meine ich nicht verschnupftes "keine lust haben", sondern ich kann mich manchmal garnicht einlassen auf lyrik. dann ist mir das alles so fremd und so gewürgt und gedrechselt und so überstrapaziert und so dauerwidergekaut.....- das hat nichts mit der qualität der doch meist guten texte zu tun, sondern mit der eigenen nähe zum genre, die ich jedenfalls manchmal nicht finden kann. das bedauere ich. und es bedrückt mich. auch weil ich weiß, dass so mancher das anders, negativer bewertet. aber es ist mir schwer, in nähelosen zeiten gezwungene nähe zu halten. jeder kommentar wäre nicht aussagekräftig genug um den texten gerecht zu werden. und das allgemeine blabla hasse ich.... -du siehst.....weites, schweres feld.

was die letzte zeile angeht: ich verstehe, wenn du sie lassen wollen würdest. denn sie bringt eine gewichtung. vielleicht selbstmitleid, ganz gewiss aber die betonung, dass man selbt "nicht einmal" vorhanden ist, wo doch "sonst nichts" das schon sagt. das lyrich schätzt sich dadurch "gefühlt" geringer ein als nichts. mir wäre als autor diese botschaft wohl auch wichtig. als leser denke ich, würde gerade die trockene knappheit eine dramatischere aussage treffen, die keiner weiteren erwähnung bedarf. "sonst nichts" beinhaltet auch im "sonst" schon alles denkbare und undenkbare.

aber wie gesagt: ich könnte verstehen, ließest du es.

so oder so ein guter text: niko

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.09.2010, 17:22

Hallo Andreas,

das Wort "panic room" evoziert bei mir zwei Assoziationen. Zum einen die Verbindung zu dem Thriller von David Fincher und zum anderen zum Nutzen, den ein Panikraum eigentlich erfüllen soll:
Schutz vor Einbrechern, Sicherheitsvorkehrungen innerhalb des Panikraums, etc.
In deinem "panic room" befindet sich ein Körperkleiderschrank, sonst nichts, nicht mal das Ich. Das bedeutet, dass dieser "panic room" quasi auch selbst nicht "existiert", da er seinen Zweck nicht erfüllt. Es ist, als ob sich alles auflöst in ein Nichts, alles "körperlos" wird, da sich ja in diesem "Körperkleiderschrank", so zumindest aus den Zeilen erlesbar, auch Nichts befindet.
Insgesamt wirkt das ziemlich bedrückend/beklemmend.

Saludos
Gabriella

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leonie
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Beitragvon leonie » 23.09.2010, 17:43

Also, ich verstehe es eher so, dass das Ich zum Panic ROom wird und dann nicht mehr es selber ist, sondern nur noch ein Körperkleiderschrank. Die Angst übernimmt alles und entpersönlicht das Ich zu einer Art Kleiderständer.

Sehr beklemmend, mit wenigen Worten eingefangen.

Liebe Grüße

leonie

Mucki
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Beitragvon Mucki » 23.09.2010, 17:48

also die Entpersonifizierung des Ichs zur Personifizierung der puren Angst, ja. Passt!


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