Liebe Schreibfanatiker,
ich möchte hier in diesem vitalen Forum einen "lyrischen Dialog" beginnen. Lyrische Dialoge sind kooperatives Schreiben, Gedichte, die (auf-)einander aufbauen. Das können inhaltliche Bezüge sein, oder es werden Worte des "Vorschreibers" aufgegriffen, oder man übernimmt einfach nur die Stimmung.
Hierdurch entstehen unkommentierte Gedichtfolgen. Die Form bleibt dem Autoren überlassen (zB. ob gereimt oder ungereimt ...)
Würde mich über rege Beteiligung freuen!
Lyrischer Dialog
ackerfrau (winzige ode)
du haferfromme.
kleine kernkillerin, mühlenbraut,
ich weiß, du bist nicht gut,
aber das macht mir nichts. ich bin es auch nicht.
ich werde deinen aufstieg aus den sternen heraus verfolgen,
denn das muss ich ja, weil du mich getötet hast.
er wird wunderschön sein und für lange zeit.
du haferfromme.
kleine kernkillerin, mühlenbraut,
ich weiß, du bist nicht gut,
aber das macht mir nichts. ich bin es auch nicht.
ich werde deinen aufstieg aus den sternen heraus verfolgen,
denn das muss ich ja, weil du mich getötet hast.
er wird wunderschön sein und für lange zeit.
Vermag man eine Geschichte zu erzählen, die noch nicht geschehen ist?
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
Es verhält sich damit wohl wie mit unserer Angst. Fürchten wir uns doch gerade vor dem mit aller Macht, was gar nicht mehr geschehen kann, eben weil es schon längst geschehen ist.
ich taste nach dem wunderschönen wort
wie einen geschmeidigen stein in der hand
brauche ich zum drehen
auch etwas im mund
(unser tägliches bonbon
gib uns heute
und führe uns nicht in versuchung
gleich verse daraus zu kleistern)
ja auch im alltag
gib mir
die poesie der leisen aussprache
vereinzelten moment der aufmerksamkeit
ein vom tagewerk gerstohlenes
innehalten
und das blindkosten,
zum beispiel
einer ZINNIE
wie einen geschmeidigen stein in der hand
brauche ich zum drehen
auch etwas im mund
(unser tägliches bonbon
gib uns heute
und führe uns nicht in versuchung
gleich verse daraus zu kleistern)
ja auch im alltag
gib mir
die poesie der leisen aussprache
vereinzelten moment der aufmerksamkeit
ein vom tagewerk gerstohlenes
innehalten
und das blindkosten,
zum beispiel
einer ZINNIE
wie ein amulett trägt sie
den kleinen blauen fleck
unter ihrer kleidung (aus wolken)
versteckt ein traummal
sagte er du hast dich weit
in den stein gelehnt und strich
beim auseinandergehen (gedanken
über die anziehungskraft
der erde) so sonnig darüber
als hätten sie
eben erst den anfang
ihrer himmel entdeckt
da steht sie nun summend
mit mondschatten unter den augen
vor dem regal mit den zwanzig sorten marmelade
ein früchtehorizont denkt sie, erweitert den traum
um den duft der waldhimbeeren und drückt
die gitter des einkaufswagens an ihre hüfte
um ihn zu spüren, sich zu wecken
in ihrem kleinen blauen fleck
geht das lächeln auf
(wie verrückt)
Das ist das Schöne an der Sprache, dass ein Wort schöner und wahrer sein kann als das, was es beschreibt. (Meir Shalev)
umzugskartons -
hände erzählen rissweise
von harter pappe die nicht aushält
was sie verspricht denn bücher sind schwer
verletzte fingerkuppen zerfetze nägel vom hineinlangen
in griffmulden die ausreißen / wieviele kisten noch mögen es sein
ich weigere mich zu zählen will’s nicht wissen möchte nur dass der spuk
ganz real aufhört und ich mich finde unverpackt ...
hände erzählen rissweise
von harter pappe die nicht aushält
was sie verspricht denn bücher sind schwer
verletzte fingerkuppen zerfetze nägel vom hineinlangen
in griffmulden die ausreißen / wieviele kisten noch mögen es sein
ich weigere mich zu zählen will’s nicht wissen möchte nur dass der spuk
ganz real aufhört und ich mich finde unverpackt ...
.
Es gibt ein Wort, das ganz genau beschreibt,
Wie sich das frühe Licht in Honig bricht,
Darin der toten Fliege Schatten treibt -
Es gibt dies Wort, und niemand kennt es nicht.
.
Es gibt ein Wort, das ganz genau beschreibt,
Wie sich das frühe Licht in Honig bricht,
Darin der toten Fliege Schatten treibt -
Es gibt dies Wort, und niemand kennt es nicht.
.
Schäumend enthüpfte die Woge den schöngeglätteten Tannen. (Homer/Voß)
mir träumte eine lange leine
mir träumten unzählige lange leinen
gefangen mit unsichtbarem ende am horizont
vielleicht sogar frei in der unendlichkeit
parallel und überkreuzt
wuchsen sie allesammt
aus meinem mund
durchsichtig biegsam und fest
wie lebendig
mir träumte ein gewaltiger brechreiz
und ein verquerter knoten aus schimmeligen papier im rachen
mir träumte alles altgesagtes runterzuschlucken
und wie weiße hemden
blankneue worte
(wie ungepaarte socken!)
mit bunten wäscheklammern
ganz neue herzen
auf meine leinen zu hängen
durchsichtig
biegsam
und fest
mit dem knoten in der unendlichkeit
mir träumten unzählige lange leinen
gefangen mit unsichtbarem ende am horizont
vielleicht sogar frei in der unendlichkeit
parallel und überkreuzt
wuchsen sie allesammt
aus meinem mund
durchsichtig biegsam und fest
wie lebendig
mir träumte ein gewaltiger brechreiz
und ein verquerter knoten aus schimmeligen papier im rachen
mir träumte alles altgesagtes runterzuschlucken
und wie weiße hemden
blankneue worte
(wie ungepaarte socken!)
mit bunten wäscheklammern
ganz neue herzen
auf meine leinen zu hängen
durchsichtig
biegsam
und fest
mit dem knoten in der unendlichkeit
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 33 Gäste