Kann man nicht - sich ein wenig glücklich fühlen? Doch doch, ich meine, das kann man. Ob mir diese Formulierung jetzt sooo gut gefällt, weiß ich nicht, aber der Sachverhalt stimmt schon: Es ist immer das Kontrapunktische schon mit drin. Ich bin krank, fühle mich mies, bekomme aber Post mit wunderbar persönlichem Inhalt (egal, ob verbal oder "dinglich"). Rundum glücklich geht nicht, denn ich habe ja Schmerzen oder bin sonstwie unpässlich, aber...
Genauso sehe ich das mit dem Schämen, nur anders herum: Es gibt zu viel Positives (und ich habe auch nichts getan, weshalb ich mich wirklich schämen müsste), dennoch begegnet mir etwas, v. a. eine Reaktion, durch die ich mich "ein wenig schäme". Z. B. habe ich mich nicht richtig angezogen, was weiß ich, T-Shirt auf links. Das ist aufs Ganze gesehen wie der chinesische Sack Reis, dennoch wird es den allermeisten so gehen wie mir: In dem Moment, wo mich jemand darauf anspricht, in der Bahn oder in der Arztpraxis, ist mir das unangenehm im Sinne des Ein-wenig-Schämens.
Ich kenne das auch ähnlich wie Scarlett: Wenn man als Kind armer Eltern in ein (neu-)reiches Haus kommt und die Kleidung moniert wird, ist das eben so. Das ist ein anderes Gefühl (gewesen), als wenn man in der Schule eine Fensterscheibe eingeworfen hat und dann zur Rede gestellt wird. Im ersten Fall geht es einem ja "eigentlich" (seelisch) gut, und dann kommt so ein (erwachsener) Blödian und sägt dran rum.
Ich muss allerdings auch sagen, dass ich mit der Zeile
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ziemliche Probleme habe. Da man alles erzählen kann, das Schöne wie ds Unerfreuliche und alles dazwischen, passt für mich das
dennoch hier nicht hin.
Eine zweite Stelle, die ich nicht so gut finde:
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- ich empfinde sie als "zu gewichtig", d. h. sie konkurriert für mich damit zu sehr mit dem Böll-Zitat. Ich würde sie auf jedenfall ändern.
Aber sonst: Ein wunderbares Gedicht, das (wieder einmal) die Zerrissenheit zwischen zwei Welten/ zwei Polen gut rüberbringt. Wahrscheinlich spricht mich die Thematik bzw. die Umsetzung dermaßen stark an, weil es genau das lyrisch "erzählt", was ich von meiner Mutter kenne. Sie ist mit 16 aus Schlesien geflohen und hat immer betont, wie gut sie es "hier" angetroffen hat (auf lange Sicht), dass sie glücklich geworden ist (nicht nur "ein wenig"). Aber die Kindheit, die so anders war - und wohl Ähnlichkeiten aufweist mit dem, was Scarlett erzählt - spielte immer wieder eine Rolle: Das Leben war ein völlig anderes, und jeder "Rettungsversuch" konnte nur scheitern, weil es unwiederbringlich ist.