Fensteröffnen
Ich lebe. Mmm.
Ich lebe!
Ich leeebe!
Duft. Duft!
Ich LEEEBE!
Zweite und bessere Version, dank Amanita:
Fensteröffnen
Ich lebe. Mmm.
Ich lebe!
Ich leeebe!
Luftmeeeeeeer
Ich LEEEBE!
Fensteröffnen
Hallo Pjotr, da Du Deinen Text unter "Pfauengarten-Liebeslyrik" gepostet hast, gehe ich davon aus, dass es der Duft oder das Duftwässerchen der Geliebten ist, das Dir beim Fensteröffnen entgegenschlägt - vielleicht auch das Parfum ihrer Zigarette - sie wohnt nebenan - der Wind steht günstig ... Ja, in der Tat, olfaktorische Eindrücke können sehr belebend sein! Gruß Quoth
Barbarus hic ego sum, quia non intellegor ulli.
Moin Amanita, moin Quoth.
In die Liebeslyrik habe ich es gestellt, weil mir die am wenigsten fern war. Die Liebe zum Leben, oder so. Jeder kann da natürlich selber interpretieren, vielleicht sogar einen suiziden Freiflug. Mir selbst geht es hier aber durchaus um ein positives Gefühl.
Die Sache ist die: Gedichte bestehen ja bekanntlich aus Vokabular. Viel-dimensionales Vokabular. Streng durchdacht und konstruiert. Das Ersetzen eines D durch ein L, zum Beispiel, wäre so eine durchdachte Konstruktion. Hier wollte ich aber einen ganz anderen Weg gehen. Das übliche Vokabular ist zwar viel-dimensional (der Text oben besteht natürlich auch aus Vokabular), aber dennoch fehlen mir dabei zwei Dimensionen. Nämlich, erstens: Die Dimension der Lautstärkevariation; zwotens: Die Dimension der Temposchwankung. Die Vokabel "laut, lauter" hilft mir da nicht, ebensowenig "langsam, schnell". Denn ich will die beiden Dimensionen direkt übermitteln, ohne vokabulare Umschreibung. Das kann ich nur grafisch herstellen durch Großbuchstaben, Buchstabenwiederholung und Ausrufezeichen. Es geht mir um die Darstellung spontaner Gefühle. Spontaneität ist zwingend unkonstruiert. Also, es geht mir nicht um das Finden von Wörtern, sondern um das Finden von passender Dynamik und Zeiteinteilung, im Idealfall nur mit vokabelfreien Lauten. (Wäre das schon Onomatopoesie?) Akustische, bildlose Pantomime, sozusagen.
Das Dimensionsproblem kann auch in der Musik auftauchen. Da haben wir die ...
1. Dimension: Melodie (Tonhöhenvariation)
2. Dimension: Rhythmik (Tempovariation oder Intervallvariation)
3. Dimension: Klangfarbenänderungen
Mit diesen drei Dimensionen lässt sich schon eindrucksvolle Musik herstellen. Aber richtig fantastisch und lebendig wird sie erst mit der ...
Vierten Dimension: Die Lautstärkevariation.
Stellt Euch beispielsweise ein Klavierkonzert vor, in dem jeder Ton gleich laut klingt. Eine Katastrophe.
Analog dazu gebe ich also dem Text -- unbeschrieben, direkt -- Lautstärkevariation hinzu. Und extremere Vokalverlängerungen.
Der Text soll mensch-authentisch klingen. Es soll so klingen, wie ein Mensch klingt, wenn er so tönt, in diesem Moment. Es soll nicht nach Lyrik klingen, zugleich aber trotzdem Lyrik sein, weil ja doch eine gewisse Musikstruktur drinsteckt. Diese Struktur soll aber ein Naturprodukt sein, kein Kunstprodukt.
Ahoy
P.
In die Liebeslyrik habe ich es gestellt, weil mir die am wenigsten fern war. Die Liebe zum Leben, oder so. Jeder kann da natürlich selber interpretieren, vielleicht sogar einen suiziden Freiflug. Mir selbst geht es hier aber durchaus um ein positives Gefühl.
Die Sache ist die: Gedichte bestehen ja bekanntlich aus Vokabular. Viel-dimensionales Vokabular. Streng durchdacht und konstruiert. Das Ersetzen eines D durch ein L, zum Beispiel, wäre so eine durchdachte Konstruktion. Hier wollte ich aber einen ganz anderen Weg gehen. Das übliche Vokabular ist zwar viel-dimensional (der Text oben besteht natürlich auch aus Vokabular), aber dennoch fehlen mir dabei zwei Dimensionen. Nämlich, erstens: Die Dimension der Lautstärkevariation; zwotens: Die Dimension der Temposchwankung. Die Vokabel "laut, lauter" hilft mir da nicht, ebensowenig "langsam, schnell". Denn ich will die beiden Dimensionen direkt übermitteln, ohne vokabulare Umschreibung. Das kann ich nur grafisch herstellen durch Großbuchstaben, Buchstabenwiederholung und Ausrufezeichen. Es geht mir um die Darstellung spontaner Gefühle. Spontaneität ist zwingend unkonstruiert. Also, es geht mir nicht um das Finden von Wörtern, sondern um das Finden von passender Dynamik und Zeiteinteilung, im Idealfall nur mit vokabelfreien Lauten. (Wäre das schon Onomatopoesie?) Akustische, bildlose Pantomime, sozusagen.
Das Dimensionsproblem kann auch in der Musik auftauchen. Da haben wir die ...
1. Dimension: Melodie (Tonhöhenvariation)
2. Dimension: Rhythmik (Tempovariation oder Intervallvariation)
3. Dimension: Klangfarbenänderungen
Mit diesen drei Dimensionen lässt sich schon eindrucksvolle Musik herstellen. Aber richtig fantastisch und lebendig wird sie erst mit der ...
Vierten Dimension: Die Lautstärkevariation.
Stellt Euch beispielsweise ein Klavierkonzert vor, in dem jeder Ton gleich laut klingt. Eine Katastrophe.
Analog dazu gebe ich also dem Text -- unbeschrieben, direkt -- Lautstärkevariation hinzu. Und extremere Vokalverlängerungen.
Der Text soll mensch-authentisch klingen. Es soll so klingen, wie ein Mensch klingt, wenn er so tönt, in diesem Moment. Es soll nicht nach Lyrik klingen, zugleich aber trotzdem Lyrik sein, weil ja doch eine gewisse Musikstruktur drinsteckt. Diese Struktur soll aber ein Naturprodukt sein, kein Kunstprodukt.
Ahoy
P.
nein! zumindest was die temposchwankungen angeht. tempo kannst du nicht nur grafisch darstellen sondern auch mit vokabular und satzzeichen und zeilensprüngen. und wenn du die groß-oder kleinschreibung nutzt, um lautstärke darzustellen, ist das auch eine konstruktion.
ein spezieller kollege würde jetzt schreiben, dass man keine hintergründe erfährt. da lebt das lyrich. und es kann - man staune - einen duft ausmachen. das verspüren des dufts verführt zum lauten bemerken desselben. markiert mit einem ausrufungszeichen. und gleich wirkt sich das turbulent auf die rechtschreibung aus. leben wird nicht - wie bislang im text fälschlicher weise angenommen - mit drei kleinen e's geschrieben, sondern mit großen. das leben scheint ich zu potenzieren. aber das weiß man nicht, da der dichter, der poetisch der neo-avantgardistischen bewegung zuzuordnen ich geneigt bin, den LEEESER darüber im unklaren lässt. er setzt sich quasi über die bedürfnisse der seelennahrungshungrigen lyrikgemeinde hinweg.
verhungernde expressionistische grüße: Nicolay
verhungernde expressionistische grüße: Nicolay
nera hat geschrieben:nein! zumindest was die temposchwankungen angeht. tempo kannst du nicht nur grafisch darstellen sondern auch mit vokabular und satzzeichen und zeilensprüngen. und wenn du die groß-oder kleinschreibung nutzt, um lautstärke darzustellen, ist das auch eine konstruktion.
Das ist klar, das sehe ich auch so. Wir kommunizieren hier im Forum mit visuellen Symbolen. Die muss man nun mal konstruieren.
Ich bezog den Begriff "Konstruktion" allein auf vokabulare Konstruktionen wie etwa "sie geht schnell, er geht langsam", oder "der Wind ist laut, das Meer ist lauter".
Wenn jemand beispielweise einen Klimax erlebt, dann sagt die Person nicht: "Ich erlebe einen Klimax!". Sie sagt bestenfalls: "Ich komme!". Aber selbst das wäre noch zu konstruiert. Realistischer wäre: "Ja. Ja!"
Noch realistischer wäre: "Ah. Ah!" Oder eben mit Lautstärkezeichen: "Ah. Aaah. AAAH!"
Satzzeichen und Zeilenumbrüche helfen beim Timing auch, ja. Aber was für Symbole haben wir für das Timing innerhalb eines Wortes? Für Pausen haben wir "..." und Gedankenstriche. Für die Verlängerung aber haben wir nichts, außer die Buchstabenwiederholung.
Nera, danke für Deinen belebenden Einspruch!
Nicolay, danke für Deinen Kommentar. Gerne gelesen.
Ganz klar in Dur! Davor darfs mollig sein. Im Finale dann aber kompromisslose Euphorie.
Haha. Ich hab das ja sogar schon mal probiert, hier im Salon. Vor viiielen, viiielen Jahren. Guck:
viewtopic.php?f=42&t=5413&start=0
Siehe Version 7. Falls Du einen Sekundenzähler hast: der Klimax startet für mich bei Position 2:50, also am Ende des Instrumentalteils.
Haha. Ich hab das ja sogar schon mal probiert, hier im Salon. Vor viiielen, viiielen Jahren. Guck:
viewtopic.php?f=42&t=5413&start=0
Siehe Version 7. Falls Du einen Sekundenzähler hast: der Klimax startet für mich bei Position 2:50, also am Ende des Instrumentalteils.
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