Beitragvon Zefira » 14.06.2015, 23:58
Seltsames Erlebnis heute: Meine ältere Tochter, die in Leipzig an der Uni vor sich hin doktorandet (sie betreut Algen, muss auch samstags und sonntags in Abständen hinrennen und Wachstum messen) hat sich eine Waschmaschine gekauft, einen Toplader, da ein Frontlader nicht in die vorgesehene Lücke im Badezimmer passt. Die Maschine wurde geliefert, aber nicht angeschlossen: Der Wasserschlauch passe nicht an den Hahn, ungünstiger Winkel, irgendwas verklemme sich, sagte meine Tochter am Telefon. Der Hahn müsse um ein paar Millimeter gedreht werden. Das hätten die Anlieferer aber nicht machen wollen (wohl aus Rechtsgründen), das sei Sache des Hausmeisters.
Meine Tochter dackelte folglich zum Hausmeister, der meinte, das Drehen von Wasserhähnen sei nicht seine Sache, Tochter solle einen Klempner bestellen. Meine Tochter holte in ihrer Verzweiflung dann noch ihren Freund bei, der in Darmstadt wohnt und nur alle paar Wochen zu Besuch kommt; er befummelte den Hahn und den Schlauch und meinte dann, er könne das nicht.
Heute waren mein Mann und ich zu Besuch bei Tochter in Leipzig. Mein Mann musterte den Wasserhahn, hantierte kurz mit der Rohrzange und meinte, da müsse nun wohl der Klempner bestellt werden. Wir tranken erstmal Tee. In einer Gesprächspause ging ich ins Bad und besah mir den Wasserhahn und das Schlauchende. Es passte nicht aufeinander, das konnte ich erkennen; die Schlauchmuffe oder wie man das nennt verkantete sich hoffnungslos. Der Hahn sollte wirklich etwas zur Seite gedreht werden; ein Millimeter macht da schon viel aus. Ich bog den Schlach hin und her. Wendete ihn einmal um sich selbst, drückte ihn unter den Hahn und schraubte. Schraubte nochmal. Nahm die Rohrzange. Zog nach. Dann hing der Schlauch am Platz. Ich drehte den Wasserhahn auf und rechnete damit, dass der Schlauch wegflog und Wasser herausspritzte. Nichts dergleichen. Das Wasser floss zum Zwecke. Walle, walle, panta rhei.
Ich ging zu Mann und Tochter, die im Wohnzimmer saßen, und sagte: "Also, ich hab die Waschmaschine angeschlossen. Du kannst jetzt waschen."
Da waren die Anlieferer, die meinten, sie könnten es nicht, der Hausmeister, der sagte, es sei nicht seine Aufgabe, der Tochterfreund, der es nicht konnte, und dann mein Mann, der feststellte, dass der Hahn nicht zu drehen sei. Dann kommt die dumme dicke Hausfrau und schraubt den Schlauch einfach dran. Wahrscheinlich, weil sie zu doof ist, zu erkennen, dass es nicht geht und der Klempner geholt werden muss. Irgendwie erinnert das an die Geschichte mit der Hummel, die fliegt, weil ihr niemand gesagt hat, dass sie es nicht kann.
Vor der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
Nach der Erleuchtung: Holz hacken, Wasser holen.
(Ikkyu Sojun)