in ihren gesichtern
sommergebräunt
aus vergangener zeit
spiegelt sich stahl
den sie schmieden
jedes wort halten sie
so tief ins feuer
dass es hart wird
und eisern und bitter
blasen sie mit den bälgern
in die glut
stimmungswinter
Es klingt ein wenig wie eine Hymne an das Proletariat, die realistische Lyrik in der Sowjetunion, ist aber sicherlich nicht so,
wahrscheinlich eher Folge der Betrachtung eines Bildes.
"Jedes Wort halten sie so tief ins Feuer..."
Jedes Wort tief ins Feuer halten. Das hat man in unserer schnellen Gesellschaft verlernt.
wahrscheinlich eher Folge der Betrachtung eines Bildes.
"Jedes Wort halten sie so tief ins Feuer..."
Jedes Wort tief ins Feuer halten. Das hat man in unserer schnellen Gesellschaft verlernt.
Hallo Amanita,
ich bekomme hier für mich ein recht klares Bild: das Gesicht eines Schmieds, der so ein Clint Eastwood Typ ist, über den man voller Respekt behaupten würde, dass er der alten Schule angehöre, - einem Mann, der ein Männlichkeitsideal verkörpert, das darin besteht an einem eigentlich überholten Ideal festzuhalten, - einem Ideal, das nämlich davon ausgeht, dass Männer im Laufe der Geschichte zunehmend verweichlichten, dass Männer früher härter waren und in dem Sinne männlicher.
Es ist ein Bild, das mich (und vielleicht nur mich in meiner individuellen sozial-kognitiven Prägung) an die folgende Anekdote Kleists erinnert. Nur dass der Kerl dort eher als Teufelskerl verherrlicht wird, während er bei Dir vom "stimmungswinter" um ihn herum nur deshalb nichts mitbekommt, weil er selbst am Feuer sitzt und schmiedet. Gleichzeitig entlarvt ihn seine Sommerbräune als jemanden, der nicht wirklich hart ist, bzw. nicht unbedingt die Erfahrungen gesammelt hat, die seine Härte rechtfertigen würden, sondern eher, dass er im Urlaub auf Sonnencreme verzichtet, die man ja früher auch nicht brauchte. Vielleicht sitzt er nur an der Glut, weil ihm kalt ist.
Heinrich von Kleist
Der verlegene Magistrat
Eine Anekdote
Ein H...r Stadtsoldat hatte vor nicht gar langer Zeit, ohne Erlaubnis seines Offiziers, die Stadtwache verlassen. Nach einem uralten Gesetz steht auf ein Verbrechen dieser Art, das sonst der Streifereien des Adels wegen, von großer Wichtigkeit war, eigentlich der Tod. Gleichwohl, ohne das Gesetz, mit bestimmten Worten aufzuheben, ist davon seit vielen hundert Jahren kein Gebrauch mehr gemacht worden: dergestalt, daß statt auf die Todesstrafe zu erkennen, derjenige, der sich dessen schuldig macht, nach einem feststehenden Gebrauch, zu einer bloßen Geldstrafe, die er an die Stadtkasse zu erlegen hat, verurteilt wird. Der besagte Kerl aber, der keine Lust haben mochte, das Geld zu entrichten, erklärte, zur großen Bestürzung des Magistrats: daß er, weil es ihm einmal zukomme, dem Gesetz gemäß, sterben wolle. Der Magistrat, der ein Mißverständnis vermutete, schickte einen Deputierten an den Kerl ab, und ließ ihm bedeuten, um wieviel vorteilhafter es für ihn wäre, einige Gulden Geld zu erlegen, als arkebusiert zu werden. Doch der Kerl blieb dabei, daß er seines Lebens müde sei, und daß er sterben wolle: dergestalt, daß dem Magistrat, der kein Blut vergießen wollte, nichts übrig blieb, als dem Schelm die Geldstrafe zu erlassen, und noch froh war, als er erklärte, daß er, bei so bewandten Umständen am Leben bleiben wolle.
Über ein Detail stolpere ich: in meiner Logik müsste durch die Aushärtung im Feuer und die gezielte Vermischung mit anderen Metallen aus Eisen Stahl werden; die Worte im Gedicht werden aber nicht zu Stahl sondern zu Eisen, sodass für mich hier Rohstoff und Endprodukt vertauscht sind.
ich bekomme hier für mich ein recht klares Bild: das Gesicht eines Schmieds, der so ein Clint Eastwood Typ ist, über den man voller Respekt behaupten würde, dass er der alten Schule angehöre, - einem Mann, der ein Männlichkeitsideal verkörpert, das darin besteht an einem eigentlich überholten Ideal festzuhalten, - einem Ideal, das nämlich davon ausgeht, dass Männer im Laufe der Geschichte zunehmend verweichlichten, dass Männer früher härter waren und in dem Sinne männlicher.
Es ist ein Bild, das mich (und vielleicht nur mich in meiner individuellen sozial-kognitiven Prägung) an die folgende Anekdote Kleists erinnert. Nur dass der Kerl dort eher als Teufelskerl verherrlicht wird, während er bei Dir vom "stimmungswinter" um ihn herum nur deshalb nichts mitbekommt, weil er selbst am Feuer sitzt und schmiedet. Gleichzeitig entlarvt ihn seine Sommerbräune als jemanden, der nicht wirklich hart ist, bzw. nicht unbedingt die Erfahrungen gesammelt hat, die seine Härte rechtfertigen würden, sondern eher, dass er im Urlaub auf Sonnencreme verzichtet, die man ja früher auch nicht brauchte. Vielleicht sitzt er nur an der Glut, weil ihm kalt ist.
Heinrich von Kleist
Der verlegene Magistrat
Eine Anekdote
Ein H...r Stadtsoldat hatte vor nicht gar langer Zeit, ohne Erlaubnis seines Offiziers, die Stadtwache verlassen. Nach einem uralten Gesetz steht auf ein Verbrechen dieser Art, das sonst der Streifereien des Adels wegen, von großer Wichtigkeit war, eigentlich der Tod. Gleichwohl, ohne das Gesetz, mit bestimmten Worten aufzuheben, ist davon seit vielen hundert Jahren kein Gebrauch mehr gemacht worden: dergestalt, daß statt auf die Todesstrafe zu erkennen, derjenige, der sich dessen schuldig macht, nach einem feststehenden Gebrauch, zu einer bloßen Geldstrafe, die er an die Stadtkasse zu erlegen hat, verurteilt wird. Der besagte Kerl aber, der keine Lust haben mochte, das Geld zu entrichten, erklärte, zur großen Bestürzung des Magistrats: daß er, weil es ihm einmal zukomme, dem Gesetz gemäß, sterben wolle. Der Magistrat, der ein Mißverständnis vermutete, schickte einen Deputierten an den Kerl ab, und ließ ihm bedeuten, um wieviel vorteilhafter es für ihn wäre, einige Gulden Geld zu erlegen, als arkebusiert zu werden. Doch der Kerl blieb dabei, daß er seines Lebens müde sei, und daß er sterben wolle: dergestalt, daß dem Magistrat, der kein Blut vergießen wollte, nichts übrig blieb, als dem Schelm die Geldstrafe zu erlassen, und noch froh war, als er erklärte, daß er, bei so bewandten Umständen am Leben bleiben wolle.
Über ein Detail stolpere ich: in meiner Logik müsste durch die Aushärtung im Feuer und die gezielte Vermischung mit anderen Metallen aus Eisen Stahl werden; die Worte im Gedicht werden aber nicht zu Stahl sondern zu Eisen, sodass für mich hier Rohstoff und Endprodukt vertauscht sind.
da ist mir fast zu viel (bekanntes!) klischee drin, kein wirklicher überraschungseffekt. den titel würde ich wenigstens in "Ἥφαιστος - hephaistos" ändern
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